Ich war mir immer bewusst, dass da etwas ist, was mich aufhält, was meine Entfaltung bremst – dabei hatte ich doch schon so viel erreicht …! Einen guten Job in einem Konzern, der mich inhaltlich ausfüllt, Führungsverantwortung und die Freude daran, dass ich andere gut (an)leite und begleite. Ich engagiere mich, setze mich – selbst erst mit 28 Jahren von Rumänien nach Deutschland gekommen – für Diversity ein, weil ich absolut davon überzeugt bin, dass Vielfalt der Schlüssel zum Erfolg ist. Privat hatte ich mein Glück gefunden und war gesund. Eigentlich ein Traumleben, eines, um das mich sicherlich der ein oder die andere beneidet. Ein Vorgesetzter sagte einst: »Dir gibt man Zitronen und Du machst Limonade daraus«.

Und dennoch … Da waren Kämpfe, die keiner bei mir vermutete. Etwas, was mich immer und immer wieder limitierte, gar blockierte und mir so manch einen Tag oder ein Vorhaben schwermachte, mich vor allem in meiner Entfaltung störte.

Dieses »dennoch« ließ mich nicht los – obwohl ich es loswerden wollte. Unbedingt. Mir war klar, dass hier ein Schlüssel lag, der meinen Selbstwert schmälerte. Ich wollte mich davon befreien. Ich wollte frei sein.

 Wie im Nebel habe ich jahrelang gestochert bis eines Tages die Erleuchtung in Form einer formidablen Coach die Sonne in meine diffuse Gefühlslage brachte. Wir gruben uns Schicht für Schicht durch bis zum Ursprung meiner Limitierung, die in meiner Kindheit steckte. Es folgte ein – nicht einfacher, aber sehr spannender – Bogen in meine Gefühlswelt als Mädchen mit viel zu viel Verantwortung in viel zu jungen Jahren.

Als sich der Nebel gelichtet hatte, schrieb ich am Ende des Prozesses einen Brief an meine Eltern und einen an mich als Kind. Beide las ich meiner Vertrauensperson, meinen Mann, laut vor und brach dabei in Tränen aus.

Wenn ich an diesen Moment denke, tue ich das meist immer noch, doch die Tränen sind keine der Traurigkeit, vielmehr weine ich aus purer Erlösung und freudige Emotionalität. So sehr der Ursprung mich als Kind verletzt hat, so sehr öffnete mir dieser Vorstoß genau die Tür, die so lange verschlossen war. Ich weiß nun, wie das Wort B-E-F-R-E-I-U-N-G buchstabiert wird.

Heute scheint meine Freude über meinen Weg so hell, dass ich das, was ich erleben durfte, weitergeben möchte. Ich empfinde meine Entdeckung gleich einem Schatz, den ich geborgen habe. In mir hat sich daraus so etwas wie ein Verantwortungsgefühl entwickelt, dieses Geschenk an andere – Dich? – weiterzugeben. Denn ich glaube, dass wie – wie die Liebe – unser Wissen weitergeben sollten, denn es vermehrt sich, wenn wir es teilen. Das ist meine Motivation. Und meine große Vision ist es, dass wir eines Tages alle mental gesund und frei sind.